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Der Bundesverband trauert um Heinrich Meyer - Brockel

20. 06. 2012

Wir trauern um Heinrich Meyer - Brockel

 

Drechslermeister Heinrich Meyer - Brockel starb am 20. Juni 2012 nach schwerer Krankheit. Er hat ein außergewöhnliches Lebenswerk hinterlassen.

 

Im Jahr 1850 gründete sein Urgroßvater die Drechslerei. Nebenher wurde eine kleine Landwirtschaft betrieben, was für Handwerksbetriebe im ländlichen Bereich ganz typisch war. Die Werkstatt erlangte ersten Ruhm durch prächtig anmutende Spinnräder. Daneben wurden Stühle in größeren Serien gefertigt, die auf den Herbstmärkten in den umliegenden Orten verkauft wurden. Eine Kuriosität sollte nicht unerwähnt bleiben. Zum Schützenfest in Worpswede wurde jedes Jahr die Bestuhlung von der Drechslerei Meyer geliefert, die im Anschluss des Festes auf einer extra anberaumten Auktion versteigert wurden. Auf diese Weise gelangten über 1600 Stühle nach Worpswede und in die umliegenden Moororte.

 

1951 übernahm Heinrich Meyer - Brockel den Betrieb. Die hohe Kunst des Stuhlbaus beherrschte er. Zudem zeichnete ihn eine hohe Kritikfähigkeit aus, die eine intensive Auseinandersetzung innerhalb der Familie über die verschiedenen Entwürfe ermöglichte. Die hohe Präzision in der Fertigung machte das Produkt perfekt. Wer Stühle kauft, braucht auch Tische oder Schränke, deshalb gliederte Heinrich Meyer auch noch eine Tischlerei der Drechslerei an. Den Konstruktionen und den  Materialkombinationen merkt man die hundertfünfzigjährige Tradition des Familienbetriebes an, was aber nicht bedeutet, dass die Produkte den alten bäuerlichen Stil imitieren. Dem Altbewährtem wurden neue Qualitäten hinzugefügt, die auf moderne und funktionale Forderungen antworteten. Andere Betriebe in der Größe beschäftigten längst Designer, nicht so Heinrich Meyer. Alle Produkte wurden von ihm entwickelt.

Diese Beständigkeit machte es möglich, dass die Werkstatt Meyer - Brockel einen nationalen und auch internationalen Kundenstamm aufbauen konnte. Zudem fanden

die Produkte hohe Anerkennung bei den Designtheoretikern. Schon 1958 erhielt er den Niedersächsischen Staatspreis, auf der Weltausstellung in Brüssel erhielt er das Ehrendiplom und die Triennale in Mailand würdigte seine Arbeiten mit der Goldmedaille. Auch Museen stellten seine Stühle aus wie zum Beispiel das Focke Museum in Bremen. Die Liste dieser Ausstellungen ist so lang, dass ich sie hier nicht aufführen kann.

Heinrich Meyer - Brockel, dieser herzlich eigensinnige Handwerksmeister, der - wenn sein Gegenüber die Qualifikation beherrschte - sich am liebsten Plattdeutsch unterhielt, wird uns fehlen.

Die Mitglieder des Bundesverbandes der Drechsler und Holzspielzeugmacher trauern und denken an seine Frau Inge und die Familie.

 

Walter Hoppe

 

Bild zur Meldung: Der Bundesverband trauert um Heinrich Meyer - Brockel