Gedanken zur Meisterprüfung
Warum überhaupt Meister? – Ganz einfach! Um sich im Drechslerhandwerk selbständig machen oder auch um Drechslerartikel vermarkten zu können, braucht man seit dem 14. Februar 2020 wieder einen Meistertitel.
„Meister“ ist vor allem ein Qualitätsmerkmal. Es ist der höchste Abschlussgrad im Handwerk. Mit bestandener Meisterprüfung erhält man die Erlaubnis auszubilden und kann dadurch dazu beitragen, den Fortbestand des eigenen Handwerks zu sichern.
Wer sich für einen Meisterkurs entscheidet, sollte neben guten Fachkenntnissen und fachlicher Routine auch eine gewisse Menschenkenntnis mitbringen, denn schließlich wird man als Meister später in leitender Position arbeiten.
Im Sommer 2020 fand seit sechs Jahren, nach einer längeren Pause, wieder ein Meisterkurs im Drechslerhandwerk für den Teil I (Fachpraxis) und Teil II (Fachtheorie) in Bad Kissingen statt.
Im Teil I werden alte Techniken sowie innovative und aufwendige Drehtechniken gelehrt.
Oval-Drehen, Ferdinand Bötel
Teil II umfasst neben Fachtechnik, Auftragsabwicklung, Betriebsführung und -organisation auch Gestaltung und Formgebung – denn das Drechslerhandwerk bleibt auch in der heutigen CNC-gesteuerten Zeit ein gestaltendes Handwerk. Neu im Lehrplan ist die Arbeitssicherheit, nach den Vorgaben der Berufsgenossenschaft. Eine wichtige Aufgabe, die ein junger Meister auch zu meistern hat.
Die schriftliche, fachtheoretische Prüfung, die die Kursinhalte des Kurses Teil II abdeckt, fand am 21. November 2020 statt. Im Anschluss daran und in Vorbereitung auf die spätere fachpraktische Prüfung hatten die Prüflinge die Aufgabe, eine Projektarbeit, das Meisterstück, im Betrieb zu fertigen.
Die fachpraktische Prüfung Teil I folgte dann am 16.-17. Januar 2021 in Bad Kissingen. Diese Prüfung beinhaltet am ersten Tag eine unbekannte Situationsaufgabe, eine Arbeitsprobe, die in einer festgelegten Zeit erarbeitet werden muss. Am zweiten Tag wird ein Fachgespräch (Verkaufsgespräch) zur Projektarbeit geprüft. Die fachpraktische Note Teil I setzt sich aus den Einzelnoten für die Situationsaufgabe, die Projektarbeit und das Fachgespräch zusammen.
Neben den Fachkenntnissen, die in der Meisterprüfung getestet und abgefragt werden, ist es in meinen Augen wichtig, den Jungmeister Verantwortungsgefühl für die eigenen Mitarbeiter und für den handwerkliche Nachwuchs zu vermitteln.
Denn „Meister“ steht nicht nur für Qualität, sondern auch für Verantwortung dem eigenen Handwerk gegenüber.
Katharina Rose-Lachermeier
Drechslermeisterin, Prüfungsausschussmitglied
Bild zur Meldung: Katharina Rose-Lachermeier